Zu einer guten sportlichen Leistung gehört immer eine gewisse Vorbereitung. Eigentlich ist es eine sehr sehr lange Vorbereitung. In der Regel beginnt sie für mich Anfang Oktober und ist darauf ausgelegt, dass ich im August des Folgejahres, zum Jahreshöhepunkt, in einer top Verfassung bin. Diejenigen, die meine sportliche Karriere schon einige Jahre verfolgen wissen, dass ich meine beste sportliche Leistung meistens beim Jahreshöhepunkt absolviert habe. Für meinen Trainer und mich ist es die Kunst und eine alljährliche Herausforderung zum richtigen Zeitpunkt in Topform zu sein. Wenn der Plan aufgeht sind es die schönsten Erfolgsmomente. Dafür nehme ich elf Monate harte Arbeit gerne in Kauf.

 

Warum ich diesen Weg gewählt habe ich ganz einfach: Ich möchte mein Leistungsvermögen auf Jahre hinweg steigern. Dafür ist es nötig einen langfristigen Plan zu haben, welcher jährlich neue Trainingsimpulse beinhaltet, damit es zu einer Leistungssteigerung kommt. Wie das Training genau aussieht, liegt in den Händen meines Trainers. Dennoch ist es wichtig als Athlet ein gewisses Verständnis mitzubringen. Zu diesem Verständnis gehört vor allem Geduld, denn die Herangehensweise, welche mein Trainer und ich verfolgen lebt nicht von „schnellem Erfolg“ sondern von Beständigkeit und davon beharrlich zu sein und seinem Körper und der sportlichen Entwicklung Zeit zu geben gehört nicht wirklich zu meinen Stärken. Dennoch ist es mein Ziel mir über Jahre hinweg einen sportlichen Namen zu machen und jedes Jahr sportliche Erfolge zu feiern.

Ein Vorteil an einer langfristigen Vorbereitung ist jedoch, dass man ein Ziel richtig ins Visier nehmen und in aller Ruhe darauf hinarbeiten kann. Dieses Ziel ist ein Begleiter für eine sehr lange Zeit. Manchmal motiviert es einen und manchmal verflucht man es. Eines ist jedoch sicher. Es brennt sich im Kopf ein und wird zum ständigen Begleiter. Mitunter manchmal ein nerviger Begleiter, aber gleichzeitig eine enorme Motivation, die einen im letztlich anstehenden Wettkampf zu Höchstleistungen pushen kann.

Doch eine langfristige Vorbereitung bedeutet eben auch, dass man nicht bei jedem Wettkampf im Jahresverlauf in Topform sein kann. So beispielsweise auch mein kürzlich absolvierter Silvesterlauf: Voller Erwartungen werde ich am Vortag des Silvesterlaufs in Trier gefragt ob der morgige Tag nun ein Duell „Krause gegen Klosterhalfen“ wird? Natürlich weiß ich um meine Form bescheid und auch, dass ich gerade ein Trainingslager absolviert habe, in welchem der Schwerpunkt auf Ausdauer und Kraft lag. Seit der Sommersaison habe ich keinen schnellen Schritt getan und keine Wettkampfspezifischen Läufe absolviert. Realistisch gesehen ist für mich von einem „Duell“ keine Rede. Das sind die Momente in denen es durchaus schwierig ist. Als ehrgeiziger Athlet möchte man erfolgreich und konkurrenzfähig sein. Doch genau in diesen Moment muss man sportliche Größe beweisen, über den Dingen stehen und die eigene Leistung richtig einordnen. Man muss in Kauf nehmen, dass nicht jeder Wettkampf ein Highlight sein kann, und das es für den ganz großen „Coup“ dazu gehört gewisse Einbußen machen.

 

Und Ja ich zweifle an mir. Ja ich bin traurig, wenn ein Wettkampf nicht so läuft, wie ich es mir insgeheim erhoffe. Auch ich träume Tag ein Tag aus davon über mich hinauszuwachsen und alle zum Staunen zu bringen. Meine Erwartungen sind immer recht hoch, egal welcher Wettkampf vor mir liegt. Wenn ich am Start stehe möchte ich um den Sieg kämpfen. Dafür mache ich diesen Sport. Ich habe jedoch lernen müssen, dass nicht zu jeder Jahreszeit eine Bestzeit aufgestellt werden kann und das man nicht bei jedem Lauf als erste über die Ziellinie läuft. Und trotzdem bin ich enttäuscht wenn die Realität am Ende anders aussieht, als der innere Wunsch nach einem positiven Resultat. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass es normal ist, dass ich beispielsweise am Silvesterlauf noch nicht in einer Topform bin. Auch im weiteren Saisonverlauf gibt es immer wieder Wettkämpfe, die mal nicht genial verlaufen. Aber auch das gehört zum Sport.

Wettkämpfe schulen den Charakter und verleihen mentale Stärke. Man lernt bei jedem Wettkampf etwas dazu. Manchmal sind die schlechteren Resultate sogar die, von denen man mehr lernen kann. Im Allgemeinen sind die Wettkämpfe rund um den Jahreshöhepunkt wie Bausteine zu sehen. Sie ebnen den Weg zum eigentlichen Ziel und bereiten einen vor für den ganz besonderen Tag. Und am Ende schaut die Mehrheit der Menschen eben bei einer Europameisterschaft, Weltmeisterschaft oder den Olympischen Spielen genau hin. Was vorher oder nachher passiert wird oft vergessen.

Rekorde sind vergänglich, doch Medaillen bleiben für immer. Ein Grund mehr, um für immer bleibende Sportmomente zu kämpfen.

Alles für den einen Augenblick.

von Gesa Krause