Der Laufsport ist mittlerweile kein Hobby mehr, sondern in den letzten Jahren zu meinem Beruf geworden. Nach dem vergeblichen Versuch, neben dem Sport ein Direktstudium an einer privaten Hochschule zu absolvieren, habe ich mich entschlossen, meinen Alltag voll und ganz dem Sport unterzuordnen. Das Studium hat mir Spaß gemacht und ich war damals sehr engagiert. Leider musste ich feststellen, dass ich weder im Studium noch im Sport meinen persönlichen Vorstellungen gerecht werden konnte. Mein Trainer hat mir damals ans Herz gelegt, mich für eine Sache zu entscheiden und diese mit Herzblut und vollem Engagement voranzutreiben. Für mich war klar, dass die Wahl auf den Sport fallen würde. Mit der Bewerbung bei der Bundeswehr und der Einstellung in die Sportfördergruppe hatte ich meinen Einstieg als Profiathletin geschafft. Ein festes Gehalt und dazu die Freistellung für das Training waren der Grundstein um Training, Trainingslager und Erholungsphasen optimal gestalten zu können.

Im letzten Jahr habe ich fünf Höhentrainingslager absolviert. Dabei habe ich Wochenspitzenwerte erreicht, in denen ich teilweise 16 Mal trainiert habe und bis zu 185km gelaufen bin.Meine Trainingslager haben meist eine Dauer von 18 bis 28 Tagen, in denen ich intensiv trainiere. Die Zeit nach den Höhentrainingslagern ist oftmals sehr locker und beinhaltet lediglich 5 – 8 Trainingseinheiten pro Woche. Manchmal absolviere ich auch einen Wettkampf direkt nach dem Trainingslager. Dann folgt die Erholungsphase im Anschluss. In einer normalen Belastungswoche absolviere ich 16 Trainingseinheiten. An vier Tagen in der Woche trainiere ich dreimal täglich, an einem Tag habe ich zwei Dauerläufe mit einer Athletikeinheit, dazu kommt ein weiterer Tag mit einem langen Dauerlauf sowie ein Entlastungstag, an welchem ich maximal 8km zurücklege. Neben den 16 Trainingseinheiten versuche ich mir viermal wöchentlich die Zeit zu nehmen um mich 30 Minuten ausgiebig zu Dehnen und ein Stabilisationsprogramm zu realisieren. Das Stabilisationsprogramm hat mein Physiotherapeut zusammengestellt. Es sind lediglich 5 Übungen, die vor allem den Beckenbereich, Bauch und unteren Rücken kräftigen sollen. Da mir Hüfte und Becken oft Probleme bereiten, versuche ich mit den speziellen Übungen und dem Stretching größeren Beschwerden vorzubeugen. Zusätzlich gehe ich zweimal in der Woche zur Massage. Meist nach Tempoläufen und dem „Longrun“ um wieder frisch für die darauffolgenden Trainingseinheiten zu sein.

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Trainingsbelastungen in solchem Umfang funktionieren nur, wenn ich ein passendes Umfeld habe. Am besten geht dies wenn ich im Trainingslager bin und keine weiteren Aufgaben habe. Somit muss ich mich nicht um Einkauf, Haushalt und Kochen kümmern und kann die Ruhephasen optimal zur Erholung nutzen. An einem normalen Trainingstag nehme ich drei Mahlzeiten zu mir: Frühstück um 8:00 Uhr, Mittagessen um 13:00 Uhr, Abendessen um 19:00 Uhr. Trainiert wird um 7:00 Uhr, um 10:30 Uhr und um 17:00 Uhr. Tage mit drei Trainingseinheiten beginne ich mit einem lockeren 30 minütigen Auftakt, gefolgt von einem kleinen Dehnprogramm und beende ihn mit einem kompensatorischen Dauerlauf am Nachmittag. Am Vormittag stehen die intensiven Trainingseinheiten an. Dazu zählen: Sprinttraining, Tempoläufe, Bergläufe und schnelle Dauerläufe.

Natürlich habe ich diese Trainingsbelastungen langsam gesteigert. Als Schülerin im Alter von 15 Jahren habe ich fünfmal wöchentlich trainiert. Davon wurden drei Einheiten im Leichtathletikverein absolviert. Zwei weitere Dauerläufe standen zusätzlich auf dem Programm. Mit dem Umzug ins Internat, im Alter von 16 Jahren, hat sich vieles grundlegend verändert. Auf der Sportschule hatte ich die Möglichkeit wöchentlich dreimal vor der dem Unterricht zu trainieren. Somit hat sich mein Wochenumfang auf acht bis zehn Einheiten erhöht. In Trainingslagern konnte ich damals schon zwölf bis 13 Einheiten realisieren. Mein Wochenumfang und die Belastungen haben sich jährlich gesteigert, sodass ich heute in der Lage bin, ganzjährig ein hohes Trainingspensum zu verkraften. Heute ist der Laufsport mein Beruf, den ich mit aller Konsequenz und leidenschaftlich gerne betreibe.

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Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in meinen sportlichen Alltag geben und euch vor Augen führen, wie eine Trainingsphase aussieht und welche Komponenten mein Training bestimmen. Der ganz normale Wahnsinn eben.

Eure Gesa