Nachdem ich euch vor einigen Tagen um Ideen gebeten habe, möchte ich heute damit beginnen die ein oder andere eurer Fragen zu beantworten. Wie ihr wisst bin ich gerade in den Vereinigten Arabischen Emiraten und werde morgen meinen ersten Halbmarathon bestreiten. Dementsprechend werde ich in meinem heutigen Blogpost auf meine Wettkampfvorbereitung eingehen. Ich muss zugeben, es ist für mich eine wirklich ungewohnte Strecke und der erste Wettkampf seit September, sodass die Nervosität bei mir diesmal etwas größer ist. Klar, am Ende stehe ich auch wie bei einem Hindernisrennen am Start und laufe los sobald der Schuss fällt. In diesem Falle eben ein bisschen länger. Doch so einfach das auch klingt ist es eben nicht.

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Um auf die mentale und die zielgerichtete Vorbereitung auf meinen Wettkampf einzugehen muss ich in der Zeit etwas zurück schwenken. Im aktuellen Fall bin ich aus einem vierwöchigen Trainingslager in Kenia direkt zum Wettkampf angereist. Dort habe ich mich gemeinsam mit meinem Trainer optimal auf den Wettkampf vorbereitet. Der Halbmarathon wird der Abschluss einer Trainingsphase sein in welchem ich mein aktuelles Leistungsvermögen testen möchte. Für mich persönlich ist es immer einfacher ein Ziel vor Augen zu haben. Das erleichtert mir das Training. Ein in naher Zukunft liegender Wettkampf ist immer ein gutes Motiv um mich im Training zu pushen. Während der Trainingsphase ist dieses Motiv immer präsent. Für mich ein wichtiger Aspekt in meiner mentalen Vorbereitung. Während dieser Trainingsphase suche ich zudem des Öfteren das Gespräch mit meinem Trainer. So kann man Zweifel und Ängste aus dem Weg räumen und sich schon einige Wochen zuvor auf die Aufgabe einstellen. Mich persönlich beruhigt die Gewissheit, dass mich mein Trainer nicht unvorbereitet in einen Wettkampf schickt. Meistens besprechen wir schon im Vorfeld die Herangehensweise. Am Vorwettkampftag rufe ich ihn dennoch nochmal an um mir etwas Mut „abzuholen“. Persönlich würde ich niemandem empfehlen, mit einer schlechten Form oder einer verschleppten Krankheit / Verletzung einen Wettkampf zu bestreiten. Ich weiß, es ist schwer „nein“ zu sagen und die Ziele trotz langer Planung neu zu definieren, aber man tut sich persönlich keinen Gefallen. Wenn die Fitness nicht stimmt sollte man abwarten. So kann man Negativerlebnisse vermeiden. Das ein Wettkampf auch mal schief geht ist wiederum ganz natürlich. So etwas passiert. Wenn man es jedoch vorhersehen kann würde ich das Risiko jedoch nicht eingehen. Negativerlebnisse oder ein verletzungsbedingter Ausfall sind einfach unschön. Meine Entscheidung einen Halbmarathon zu bestreiten habe ich im letzten Herbst gefällt. Meine Abneigung zu längeren Distanzen ist relativ groß und so liegt es nahe längere Strecken zu meiden. Genau aus diesem Grund habe ich die Entscheidung getroffen eine Strecke zu laufen, die mir nicht so viel Freude bereitet bzw. vor der ich großen Respekt habe. Meine Devise ist, sich der Herausforderung zu stellen. Nur so kommt man meines Erachtens voran.

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In der Regel reise ich ein bis zwei Tage vor dem Wettkampf an den Ort des Geschehens. Die Wettkämpfe sind meist im Ausland und somit Beginnt mit der Reise auch die endgültige mentale Vorbereitung. Ich habe immer das Gefühl, dass es erst Real wird wenn ich an der Wettkampfstätte angekommen bin. Um die Planung bezüglich Anreise und Hotel muss ich mich normalerweise nicht selbst kümmern. Ich habe einen Manager, der sich um meine Planung für Wettkämpfe kümmert. In Absprache mit meinem Trainer handelt er Startgelder und Einladungen für bestimmte Meetings aus. Die Veranstalter der jeweiligen Wettkämpfe zahlen dementsprechend Unterkünfte, Verpflegung und die Anreise für eine Auswahl an Topathleten. Die Zeit vor dem Wettkampf kann ich frei gestalten. Ich versuche immer einen geregelten Tagesablauf beizubehalten. Ich gehe drei mal täglich Essen, gegebenenfalls nochmal zur Massage, absolviere mein Training oder erkundige die Gegend. Mein Hotel in Ras al Khaimah ist direkt am Meer gelegen. Aus meinem Hotelzimmer habe ich einen traumhaften Blick auf den Strand und das Wasser. Da kommen gleich Urlaubsgefühle hoch. Dafür bin ich jedoch nicht hier und so verlockend eine Expedition, ein Nachmittag am Strand oder sämtliche Unternehmungen auch sind muss ich diese vertagen und oder aus meinem Kopf streichen. Natürlich nutze ich die Zeit um die Gegend etwas zu erkunden, gehe spazieren und genieße die Zeit so gut ich kann. Als Athlet ist der Wettkampfgedanke aber immer präsent, sodass die Spannung von Tag zu Tag steigt. Spätestens bei der heutigen Pressekonferenz wurde mir bewusst, dass die vor mir liegende Aufgabe kein Kinderspiel werden wird. Gespräche mit meinem Trainer, meinem Freund und der Familie helfen aber ändern nichts an der Tatsache, dass die neue Aufgabe dennoch gelöst werden muss. Die Zeit verstreicht an einem Vorwettkampftag meistens wie im Flug. Nach dem Mittagessen bleibt dann Zeit für ein Nickerchen und die Vorbereitungen meines am Wettkampftag benötigten Equipments. Den Rucksack kontrolliere mehrere Male am Abend um Sicherzugehen, dass ich auch wirklich nichts vergessen habe.

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Meine Wettkampfvorbereitung mache ich immer am frühen Abend. Diese besteht aus einem lockeren Dauerlauf, einem kleinen Dehnprogramm und etwas Koordination. Für mich hat diese Einheit oft eine entspannende Wirkung. Wenn die Nervosität zu groß wird hilft ein lockerer Lauf immer sehr gut um den Kopf frei zu bekommen. Am gestrigen und heutigen Tag bin ich am Wasser vor meinem Hotelentlang gelaufen und habe den Sonnenuntergang und das Meer um mich herum sehr genossen. Den Abend habe ich nun bei der Pasta Party mit einem großen Teller Spaghetti ausklingen lassen. Mein Wettkampfequipment liegt bereit und ich nervös in meinem Bett. Um drei Uhr (null Uhr deutscher Zeit) klingelt morgen mein Wecker. Dann ist Wettkampftag.

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