Etwas mehr als fünf Wochen habe ich diesen Sommer in Davos (Schweiz) verbracht. Kaum zu glauben, aber ich habe in diesem Jahr mehr Nächte im Hotel Europe, als in meiner eigenen Wohnung verbracht. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das erschreckend, aber nichts desto trotz hatte ich eine wunderbare Zeit in den Schweizer Alpen.

Davos ist mittlerweile zu einem zweiten zu Hause geworden. Die Kleinstadt im Kanton Graubünden liegt auf 1540 Metern und bietet für mich das perfekte Sommerdomizil für meine Unmittelbare Wettkampfvorbereitung. Seit 2014 absolviere ich jeden Sommer zur Vorbereitung meines Saisonhöhepunkts ein Höhentraining und somit unter erschwerten Bedingungen. Mein Trainer war schon vor vielen Jahren Stammgast im Hotel Europe. Damals hat er noch seine Frau Katrin Dörre-Heinig (unter anderem Olympiadritte und jetzt Bundestrainerin für den Bereich Marathon) trainiert. Viele Jahre später sind wir dann im Jahr 2014 nach Davos zurückgekehrt. Mittlerweile wissen die Einheimischen, dass in den Sommermonaten eine Deutsche Läuferin die Laufstrecken rund um das Landwasser und den Davoser See unsicher macht.

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Ich habe den Ort mittlerweile richtig lieb gewonnen, auch wenn einen die Schweizer Preise manchmal etwas erschrecken 😉 Die Berge sind schon etwas tolles. Wenn ich Morgens meinen Vorhang öffne und die riesigen Felsen betrachte, wie sie in der Sonne funkeln, dann verspüre ich einfach eine gewisse Freiheit und eine innere Ausgeglichenheit. So blöd es auch klingt. Hier oben ist die Welt noch in Ordnung und man kann einfach Mal vom Alltag und dem täglichen Stress abschalten und sich ganz mit sich beschäftigen. Als Vorbereitung für die Saisonhöhepunkte ist es genau das Richtige.

Im Hotel Europe haben wir Halbpension. Das heißt um Frühstück und Abendessen muss man sich nicht sorgen. Die Auswahl ist reichlich und sehr abwechslungsreich, sodass ich je nach Trainingsinhalt immer eine ausgewogene Ernährung gewährleistet ist. Auch wenn ich gerne am Herd stehe, ist es eine enorme Erleichterung, wenn man sich nicht um den Einkauf, das Kochen und den Haushalt kümmern muss. Am Mittag verschlägt es und meist ins „Kaffee Klatsch“ eine Schweizer Coffee-house Kette, welche eine tolle Auswahl an Kuchen, Salaten und täglich wechselnden Suppen und Tagesmenüs anbietet. Ich war wirklich fast jeden Tag zum Mittag im Klatsch und liiiieeebe das Essen dort. Der Ceasar Salad mit Foccacia und House Dressing sowie der Quarkkuchen sind meine absoluten Favoriten. Wer also mal aus Zufall in Davos sein sollte, dem Empfehle ich definitiv ein Mittagessen im Kaffee Klatsch.

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Ebenfalls eine Reise wert ist eine Fahrt auf die Schatzalp und der zehn minütige Marsch bis zur Streala Alp lohnt sich wirklich. Dort erwartet einen ein gemütliches Restaurant mit einer guten Auswahl an warmen und kalten Gerichten. Der Ausblick über Davos ist fantastisch und die Ruhe einfach herrlich. Für mich ist dieser Ausflug ebenfalls ein weiteres Muss wenn man hier zu Besuch ist.

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Aber nicht das ihr denkt ich wäre nur zum Essen oder gar zum Urlaub in Davos. Nein, meine Absicht ist natürlich eine völlig Andere. Wie bereits erwähnt bin ich nach Davos gereist um meinen Saisonhöhepunkt, nämlich die WM in London, vorzubereiten. Auch wenn die WM nicht nach Plan gelaufen ist, so muss ich hinzufügen, dass ich bestens vorberietet nach London gereist bin. Die Trainingsbedingungen in Davos erleichtern einen den Sportalltag ungemein. Das Lokale Stadion ist circa 5 Gehminuten vom Hotel entfernt, ist täglich geöffnet und hat eine 400m Rundbahn. Auch die ein oder andere Laufstrecke ist direkt vom Hotel zu erreichen. Der Davoser See ist ebenfalls nur 4km entfernt. Da kann man entweder direkt hinlaufen oder man muss eine 5 Minütige Fahrt auf sich nehmen um die vier Kilometer lange Runde um den wunderschönen See, ein oder mehrere Male zu laufen. Für das Krafttraining haben wir uns im lokalen Fitness Club „Davos Fitness“ eingemietet. Das kleine aber top ausgestattete Fitnessstudio bietet die besten Geräte und ein sauberes und schönes Ambiente. Da macht das Trainieren richtig spaß.

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Auch an Reha Aktivitäten mangelt es nicht. Das Hotel bietet eine Sauna, sowie ein kleines Schwimmbad, welches jederzeit kostenfrei zu Verfügung steht. Eine große Schwimmhalle ist ebenfalls nur wenige Minuten entfernt. Während der Zeit vor der Weltmeisterschaft hatten wir einen Physiotherapeuten dabei, der mich vor Ort betreut und behandelt hat. In der Zeit nach der WM habe ich hingegen die lokalen Möglichkeiten von Massage oder Physiotherapie genutzt. Wenn man also ohne individuelle Betreuung unterwegs ist, wird man hier ebenfalls bestens versorgt.

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In bester Physiktherapeutischer Betreuung von Norbert Müller (Physio Zentrum Erbach) und Philip Thomaschowsky (Expert of Motion) 

Da wir die Trainingslager immer mit Blick auf die anstehenden Wettkämpfe planen, blieb es nicht aus, dass ich meinen Geburtstag in Davos verbracht habe. Die meiste Zeit war ich alleine mit meinem Trainer Wolfgang Heinig unterwegs, aber ich hatte das Glück, dass mich Marc für 10 Tage in Davos besucht hat. Es ist nicht immer einfach, ständig unterwegs zu sein und seine lieben zu Hause alleine zu lassen. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass ich während meiner Auslandsaufenthalte immer wieder Besuch bekomme. Das gibt einen Schub extra Motivation. So war es trotz des Trainings wie ein kleiner gemeinsamer Urlaub. Auch meine Eltern haben sich dieses Jahr auf den Weg in die Schweiz gemacht und zwei Tage gemeinsam mit mir verbracht. Im Anschluss sind sie ebenfalls nach London geflogen um bei meinem Lauf live dabei zu sein.

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Warum ich nach der Weltmeisterschaft wieder zurück nach Davos gekehrt bin hat folgenden Grund. Ich habe bereits früh in der Saison entschieden, dass ich nach der Weltmeisterschaft noch weitere Wettkämpfe bestreiten möchte. Der Start in Zürich und auch beim ISTAF in Berlin war schon längerfristig in Planung. Um diese beiden Wettkämpfe ebenfalls in einem hohen Niveau zu bestreiten, hatte ich entschieden nach der WM eine weitere Höhentrainingsphase in Davos durchzuführen. Ich bin also von Zürich direkt nach London gereist und im Anschluss auch wieder zurück nach Zürich geflogen. Das Auto meines Trainers hatten wir Flughafennah geparkt und unsere Koffer währenddessen im Hotel eingelagert. Wie ihr vielleicht bemerkt war die Reise gut durchdacht. Für einen sechswöchigen Daueraufenthalt im Ausland ist die sorgfältige Planung ein Muss. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ich derzeit mit mehreren Koffern unterwegs bin.

Am heutigen Tag endet meine Zeit in den Bergen. Ich werde von Davos direkt nach Zürich fahren und am Donnerstag den 24.08.2017 beim Diamond League Finale in Zürich an den Start gehen. Von dort fliege ich am Freitag nach Berlin, denn am Sonntag geht es beim ISTAF gleich weiter. Meine Motivation für diese beiden Wettkämpfe ist riesig. Nach meinem Sturz bei der WM habe ich einiges gut zu machen. Final geht mein größter Dank an meinen „Coach“welcher mich während der 6 Wochen bestens betreut und mich auf einer sehr ereignisreichen Reise begleitet hat. Er hat mir vor einiger Zeit einmal folgendes Zitat ans Herz gelegt: „Der Weg ist das Ziel.“ Und das einem dieser Weg Freude bereiten müsse,denn sonst sei das Erreichen des Ziels unmöglich. Der Weg ist Teil des Ziels. In diesem Sinne kann ich aus tiefster Überzeugung sagen, dass ich mich sehr glücklich schätze auf diesem Weg so wunderbar unterstützt zu werden.

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