In vielen Sportarten geht es vor dem unmittelbaren Saisonhöhepunkt darum, sein Wettkampfgewicht zu erreichen. Im Boxen sind die Regeln ganz klar. Man gehört einer Gewichtsklasse an und muss am Tag des „Wiegens“ unter dem geforderten Maximalgewicht liegen. In vielen anderen Sportarten ist es jedoch nicht so einfach. Ebenso in der Leichtathletik. Da gibt es viele unterschiedliche Disziplinen und jede hat ihre eigenen Gesetze was die Statur betrifft. Die Gene und die Körperkonstitution entscheiden anfänglich schon darüber, bei welcher Disziplin man landet. So war ich schon immer klein und recht zierlich und im Hochsprung oder Kugelstoßen fehl am Platz. Ausnahmen gibt es jedoch in jeder Disziplin. Es natürlich kleinere Hochspringerinnen und jene die alle überragen sowie unterschiedliche Typen im Wurfbereich. Optimale Voraussetzungen sind gut, aber nicht Hauptindikator für sportliche Leistung. Selbst im Laufsport gibt es viele verschiedene Typen. Es gibt keine Regeln dafür, was zu viel und was zu wenig ist. Klar, als Läufer sollte man schlank sein. Je mehr Masse man auf die Wage bringt, desto mehr Masse muss man auch mit sich herum tragen. Hat man ein paar Pfunde zu viel, so ist die Belastung auf Gelenken, Sehnen und Bändern enorm hoch. Aber auch ein zu geringes Gewicht kann kontraproduktiv sein. Schwindet die Masse, so leidet meist auch das Kraftpotential. Zudem steigt die Anfälligkeit für Krankheiten bei sinkendem Körperfettanteil, da der Körper bei einem sich anbahnendem Infekt weniger zuzusetzen hat.

Im Endeffekt ist es wichtig, dass das gesamte Paket stimmt. Die Energiezufuhr darf nicht auf Kosten der Leistung reduziert werden. So ist bei einer Diät durchaus darauf zu achten, dass die zugeführte Energie ausreichend ist, um das gewünschte Training zu realisieren. Dass es mal schwerer geht oder man sich mal müde fühlt ist normal. Doch niemand der hungert ist zu außergewöhnlicher Leistung fähig. Auch die Nahrungsaufnahme und Kalorienzufuhr sind individuell zu betrachten. Jeder Sportler bzw. jeder Körper ist anders.

Eine Zahl, wie viel man letztlich wiegen darf oder sollte gibt es jedoch nicht. Entscheidend sind einerseits das Wohlfühlgewicht, sowie die Gene des jeweiligen Athleten. Ein muskulöserer Typ kann davon träumen hager und sehnig zu werden und anders herum. Den Körperbau wird man nicht los. So ist man eben. Dennoch sind trotz körperlicher Unterschiede bei beiden Typen Unterschiede im Saisonverlauf festzustellen.

In der Regel ist man während des Saisonhöhepunktes in körperlicher Topform. Man ist austrainiert, der Körperfettanteil ist auf ein Minimum reduziert. Wer an der Grenze trainiert, der erreicht natürlich auch körperlich eine gewisse Grenze. Im Laufsport werden die Athleten oft als „mager“ deklariert. Dies ist eine gewisse Begleiterscheinung des harten Trainings. Der Stoffwechsel arbeitet auf Hochtouren und der Körper steht während der Wettkampfsaison neben der Belastung natürlich unter einem gewissen mentalen Stress. Manche erreichen dieses Wettkampfgewicht automatisch. Andere müssen ihre Ernährung optimieren um ihr gewünschtes Wettkampfgewicht zu gelangen. Auch das ist Typ Sache. Wie das Gewicht nun aussieht ist individuell. Ein Gewicht auf der Waage ist im Endeffekt nur eine Zahl. Optimaler Weise geht man hierbei nach dem Gefühl und der Optik. Fakt ist, dieses Optimum (das sogenannte Wettkampfgewicht) kann nicht ganzjährig gehalten werden. Demnach ändert sich die Körperkonstitution im Saisonverlauf. In Urlaubsphasen geht das Gewicht (meistens) in die Höhe, da der Körper weniger Training als üblich absolviert.

In Phasen in denen Krafttraining im Vordergrund steht, kann das Gewicht ebenfalls ansteigen. Dies ist sogar erstrebenswert. Mehr Muskel bedeutet, mehr Power und Kraft, aber eben auch mehr Gewicht. Dennoch kann man trotz des hohen Gewichts in der Kraftphase trainierter aussehen, als während des Urlaubs. Ein weiterer Fakt der die These unterstützt, dass eine Zahl nicht immer aussagekräftig ist.

In Phasen in denen sehr ausdauerlastig trainiert wird sinkt das Gewicht oftmals wieder, da der Stoffwechsel auf Touren kommt. Auch der Muskel kann dabei etwas schwinden, was zur Gewichtsreduktion führt. Gewichtsreduktion ist auch in Wettkampfphasen üblich. Psychischer Stress und die physische Belastung erfordern viel Energie und bedeuten eine enorme Belastung für den Körper.

Zu seinem Wettkampfgewicht zu finden, bedeutet also alle Faktoren in Einklang zu bringen. Gewichtszunahme und Gewichtsreduktion sollten demnach immer richtig bewertet werden. Optimal kontrolliert man das Gewicht mit einer Körperfettmessung. Diese ist viel aussagekräftiger, als das Gewicht auf der Waage, da die Waage nicht zwischen Muskelmasse oder Fett unterscheidet. Hierbei sollte man seine Erfahrung spielen lassen und man sollte sich immer mit sich selbst vergleichen. Jeder Körper ist anders und demnach kann man nicht zwischen zwei Personen vergleichen. Habt ihr euch bei einem Wettkampf gut gefühlt dann ist doch alles okay. Die Zahl auf der Waage sollte nicht das eigene Gefühl verzerren. Im Endeffekt finde ich das persönliche Wohlbefinden immer noch entscheidend. Zahlen sind interessant und in manchen Bereichen auch wichtig. Doch das eigene Körpergefühl ist letzten Endes entscheidend. Hierbei sollte man wahrhaftig in sich hinein hören und sich von äußeren Erwartungen oder Idealen entfernen.

Bei mir schwankt das Gewicht im Jahresverlauf um circa 4-5 Kilogramm. Während der Saison im Juli / August erreiche ich meistens mein niedrigstes Gewicht und habe den geringsten Körperfettanteil. Quasi die optimale Form für die bevorstehenden Wettkämpfe. Im Urlaub (ohne Sport) genieße ich das Leben, gönne mir worauf ich Lust habe und nehme innerhalb kürzester Zeit 2 – 3 Kilogramm zu.Selbst mit dem Wiedereinstieg steigt mein Gewicht. Das vermehrte Krafttraining im Herbst, sowie die Leckereien in der Vorweihnachtszeit lassen mein Gewicht, trotz regelmäßigem Trainings, meist noch etwas ansteigen. Ich glaube auch, dass sich der Körper intuitiv vor der kalten Jahreszeit schützt. Etwas mehr Gewicht im Winter kann somit auch nicht schaden. Erst nach Weihnachten bemühe ich mich langsam wieder meine alte Form zu erreichen. Meistens bestreite ich 2-3 Trainingslager bis die Saison beginnt. Da schmelzen natürlich auch die Kilos. Dennoch achte ich zusätzlich verstärkt auf meine Ernährung. Eine gesunde Ernährung hat für mich zwar generell einen hohen Stellenwert. Doch gerade in der Saisonvorbereitung minimiere ich Süßigkeiten, Alkohol, und stark verarbeitete Lebensmittel auf ein absolutes Minimum. Ganz nach dem Motto: „Man ist, was man isst.“ Ich bin der Meinung, dass der Körper und die Leistungsfähigkeit von gesunder Ernährung profitieren.

Für mich gilt, was das Wettkampfgewicht betrifft folgendes: Ziel meines Trainings und meines Gewichts im Jahresverlauf ist es, dass ich während der Sommersaison ein optimales Gefühl habe. Natürlich steige ich ebenfalls ab und zu auf die Waage und kontrolliere mich selbst, aber am Ende sollte das persönliche Gefühl entscheiden.

Ich möchte euch hierzu noch ein Beispiel geben, welches die These unterstreicht, dass eine Zahl nicht zwingend aussagekräftig ist und dass sich der Körper, gerade bei Frauen, mit zunehmendem Alter verändert: Die folgenden beiden Fotos sind aus dem Jahr 2012 und dem Jahr 2017 / 2018. Der optische Unterschied mag gering sein. Auf der Waage zeigt der Unterschied jedoch 6kg. Wir sollten unsere persönliche Wahrnehmung also nicht all zu sehr von unnötigen Indikatoren beeinflussen lassen. Im Endeffekt kann ich sagen, dass ich während beider Wettkämpfe ein optimales Wettkampfgewicht erreicht habe und meine maximale Leistungsfähigkeit ausschöpfen konnte. Im Nachhinein ist die Zahl auf der Waage doch letztlich egal, oder?