Viele von euch haben mich gefragt, wie ich Profi geworden bin. Nun dachte ich, dass es an der Zeit wäre meine Geschichte mit euch zu teilen. Ich hoffe, dass euch die Erzählung über meinen sportlicher Weg ebenfalls dazu inspiriert an euch und eure Träume zu glauben. Ich habe klein angefangen, hatte große Träume, habe Mut bewiesen und nie aufgehört an das Unmögliche zu glauben. Bisher habe ich einiges erreichen können, aber ich bin noch lange nicht da wo ich sein möchte. Ich sehe meinen Sport als Berufung, habe mein Leben Schritt für Schritt „umgekrempelt“, und lerne Tag für Tag dazu. Der Weg ist das Ziel und dieser ist manchmal wirklich steinig, doch gleichzeitig steckt er voller Überraschungen. Aber lest selbst…

Die Anfänge

Es waren Hessische Meisterschaften im Sommer 2007 als ich als zweitplatzierte bei den Frauen das Ziel erreichte. Kurz nach meinem Lauf wurde ich das erste Mal von Landestrainer Wolfgang Heinig angesprochen und über die Möglichkeiten der „Elite Schule des Sports“ in Frankfurt am Main informiert. Dort sollte Schule und Sport optimal miteinander verknüpft werden. Zudem sollte ich von seinem Wissen und einer leistungsstarken Trainingsgruppe profitieren. „Er sagte mir, wenn ich im Sport etwas erreichen möchte, müsse ich einen solchen Schritt gehen.“ Ich hatte immer davon geträumt, einmal bei Olympischen Spielen zu sein. Schon zu Schulwettkämpfen, hatte ich Schülerinnen der Sportschulen immer bewundert. Schon als kleines Mädchen war ich immer ein Rebell, der gerne einen außergewöhnlichen Weg gehen wollte. Doch in diesem Moment, als mich Landestrainer Wolfgang Heinig angesprochen hatte, war ich fix und fertig von meinem Lauf, kämpfte mit der Übelkeit und war sprachlos. Noch heute scherzen wir darüber, dass ich ihn damals nur mit großen Augen angeschaut habe und sein Angebot etwas desinteressiert ignoriert habe. Das war natürlich nicht der Fall.

Bis dato hatte ich beim TV Dillenburg trainiert. Mit Acht Jahren habe ich mit der Leichtathletik begonnen. Laufen konnte ich von Anfang an am besten doch die anderen Disziplinen haben mir mindestens genauso viel Spaß gemacht. Daher habe ich vielseitig trainiert, habe bei Wettkämpfen ebenfalls Weitsprung, Hürdenlauf, Ballwurf und Sprint gemacht und hatte beim Gruppentraining unwahrscheinlich viel spaß. Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, dass mich meine Eltern zum Training zwingen mussten. Ich habe es einfach gerne gemacht. Neben den drei wöchentlichen Trainingseinheiten haben wir die Wochenenden meist auf Wettkämpfen verbracht. Ein Leben ohne Sport und Bewegung war für mich unvorstellbar. Mit zunehmendem Alter wurde auch mein Ehrgeiz größer. Bei jedem Wettkampf wollte ich eine Bestleistung aufstellen, meine Hessentitel konnte ich kaum noch zählen und tief im Inneren habe ich immer gehofft einmal für ein Kadertrainingslager eigeladen zu werden.

Nun war es so weit und Herr Heinig hat mich tatsächlich persönlich angesprochen und über die Möglichkeiten des Sportinternats informiert. In diesem Moment wurde es für mich erst richtig real. Es würde bedeuten von zu Hause auszuziehen und einen Alltag ohne meine Eltern zu haben. „Krass“, dachte ich mir. Ich fand es cool und gleichzeitig hatte ich auch Angst. Die kommenden Wochen waren eine Qual, denn ich musste eine Entscheidung treffen, die mein ganzes bisheriges Leben verändern würde. Ich habe viel geweint, hatte Angst, wollte mich nicht von Familie und Freunden trennen. Gleichzeitig wollte ich aber auch einen sportlichen Fortschritt machen. Zwei Wochen vor Schuljahresende habe ich all meinen Mut zusammengefasst und Herrn Heinig informiert, dass ich nicht nach Frankfurt kommen würde. Ich habe versucht ihm meine Entscheidung zu erklären, habe beteuert, dass ich fleißig sein werde um im Folgejahr den großen Schritt zu wagen. Damals war ich Vierzehn Jahre alt. Meine Eltern haben mich nicht beeinflusst, sie haben mich immer unterstützt, doch mein Bauchgefühl hat mir damals gesagt, dass ich noch nicht so weit bin. Ich selbst habe an das Schicksal geglaubt und dachte mir, wenn ich im nächsten Jahr gut genug wäre, dann würde es auch noch eine zweite Chance geben. Und es gab sie. Schon im Winter traf ich die Entscheidung, dass ich im darauffolgenden August, nach Vollendung der 10. Klasse und mit meinem 16. Geburtstag nach Frankfurt ziehen werde.

Ein ganz neues Leben

Mit dem Umzug nach Frankfurt hat sich mein Leben in allen Bereichen verändert. Privat war es wirklich schwer die Kontakte zu meinen Freunden zu halten. Ich war in Frankfurt gut beschäftigt, war nur an den Wochenenden zu Hause und hatte keinen Anteil mehr an den Aktivitäten in der Heimat. Auch das Familienleben hat eine ganz neue Bedeutung bekommen. Die Abendlichen Gespräche fanden nun am Telefon und nicht mehr bei den gemeinsamen Mahlzeiten statt. Zudem musste ich mich an eine neue Schule gewöhnen und neue Leute kennen lernen. Es war durchaus ein Kulturschock, wenn man aus der Kleinstadt mit konservativem Gymnasium kommt und auf einmal in eine Großstadt zieht. Zudem kam natürlich das neue Trainingspensum. Schon in den Monaten vor meinem Umzug habe ich das Trainingsvolumen angehoben und täglich Sport getrieben. In Frankfurt standen zusätzlich drei Trainingseinheiten in Form von Frühtraining auf dem Plan. Mein Wochenvolumen lag innerhalb von kürzester Zeit bei Zehn Einheiten pro Woche. Rein Körperlich war das kein Problem, aber ich habe gemerkt, dass ich mehr Erholung benötigte um das Pensum zu stemmen. Demnach ging ich freiwillig früher ins Bett, war an den Wochenenden zu Hause oft müde und unternahm weniger als vorher. Im Training standen völlig neue Inhalte auf dem Plan. Mein Trainer brachte eine gewisse Strenge mit und war wie eine Art Lehrer für mich. Heute verbindet meinen Trainer Wolfgang Heinig und mich auch eine langjährige Freundschaft. Damals wollte ich vor allem keine Fehler machen und gute Trainingsresultate erzielen. Hintergründe und Trainingsphilosophie musste ich erst erlernen und verstehen. Das war nicht immer leicht. Ich hatte jedoch eine coole Trainingsgruppe und konnte viel von den anderen lernen. Neben dem Sport bin ich durch das Leben im Internat viel erwachsener geworden. Ich musste meine Tage selbst planen und hatte gleichzeitig wesentlich mehr Freiheiten als vorher. Das klingt schön, kann einen jungen Menschen aber auch überfordern. Beispielsweise sagte mir niemand wann ich zu Bett gehen sollte oder fragte ob ich meine Hausaufgaben gemacht habe. Ich konnte essen was ich wollte und jederzeit in die Stadt gehen und Freunde treffen, wenn kein Training war. Klingt cool, aber die sportliche Leistung durfte natürlich nicht unter den privaten Aktivitäten leiden. Anfangs war das schon eine Herausforderung.

Professionalität

Alles in allem muss ich sagen, dass der Umzug nach Frankfurt meine Denkweise über den Sport verändert hat. Mein ganzes Leben und Verhalten und hat an Professionalität gewonnen. Das ist natürlich nicht vom einen auf den anderen Tag geschehen sondern ist vielmehr ein unvollendeter Prozess. Selbst jetzt lerne ich tagtäglich dazu. Mein Trainer und seine Frau Katrin Dörre-Heinig hatten in der Vergangenheit unzählige gemeinsame sportliche Erfolge. Er als Trainer, Sie als seine Athletin. Sie haben eine enorme Erfahrung und sind für mich die besten „Lehrer“ die ich wohl haben kann. Ihr „Know-how“ und die große Leidenschaft für den Sport haben bei mir Spuren hinterlassen. Seit dem Einzug ins Internat (2008) habe ich mich stetig weiterentwickelt. In den ersten Jahren waren die Sprünge groß. Bereits 2009 war ich bei meiner ersten Jugend Weltmeisterschaft am Start und wurde Siebte. Im Jahr 2010 konnte ich bei den Jugendweltmeisterschaften den Vierten Platz belegen. 2011 wurde ich bei den Jugendeuropameisterschaften Erste und qualifizierte mich für die Weltmeisterschaften bei den Erwachsenen. Die Progression klingt leicht, doch der Weg dahin war alles andere als ein Klacks. Während meiner Zeit in der Oberstufe zählte ich rund 400 Fehlstunden. Die Sportschule erlaubte es uns, Trainingslager auch in der Schulzeit zu absolvieren. So begannen wir bereits im Jahr 2010 mit Höhentraining. Der erste Kenia Aufenthalt war eine Tortur. Dennoch habe ich rein sportlich sehr davon profitiert und ich glaube, dass es gleichzeitig eine gute mentale Schulung war. Ich habe vor allem gelernt, dass die Abgeschiedenheit und die volle Konzentration auf eine Sache unwahrscheinlich viel ausmacht, wenn es um sportliche Leistung geht. Natürlich musste ich den Schulstoff nacharbeiten. Klausuren habe ich teilweise in Trainingslagern geschrieben. Mein Abitur habe ich trotz der Fehlzeiten mit 2,1 Notenpunkten abgeschlossen. Es mag nach einer harten Schulzeit klingen, aber mit etwas Abstand weiß ich, dass die schwierigere Zeit erst folgte. Eigentlich ist es während der Schulzeit wirklich einfach, so lange man sich im richtigen Umfeld bewegt und eifrig an seinen Zielen arbeitet. Die Tage sind strukturiert und man muss sich nicht alleine um Tagesablauf und Planung kümmern.

Der Beginn meiner Profi Karriere

Wie schon erwähnt habe ich mich im Jahr 2011 direkt für die Weltmeisterschaften bei den Erwachsenen qualifiziert. Das war mein Sprung zu einer Profi Karriere. Gleichzeitig habe ich mich entschieden, dass Folgejahr voll und ganz der Vorbereitung für die Olympischen Spiele zu widmen, um mir meinen Kindheitstraum zu erfüllen. Beide Jahre waren wie ein Traum. Ich lief in allen Rennen bei der WM eine Bestzeit und wurde Achte. Im Folgejahr gewann ich bei den Europameisterschaften in Helsinki meine erste Medaille bei den Erwachsenen. (Diese bekam ich jedoch erst sechs Jahre später überreicht, da die zweitplatzierte des Dopings überführt wurde). Bei Olympia wurde ich in erneuter Bestzeit Siebte. Der Trainingsalltag während dieser zwei Jahre war sehr anspruchsvoll. Neben dem Sport hatte ich zwar Freizeit, aber kaum Zeit einer anderen Aktivität nachzugehen. Viele Monate verbrachte ich zur Vorbereitung in Trainingslagern. Nach den Olympischen Spielen wollte ich mit einem Studium beginnen, was ich auch tat. Diese Zeit war regelrecht lehrreich. Ich war das einzige Mal während meiner Sportkarriere richtig verletzt und versuchte krampfhaft, das Training, meine Reha, und das Uni Pensum unter einen Hut zu bringen. Nach einem halben Jahr musste ich schmerzlich feststellen, dass für mich nicht beides auf einem optimalen Niveau zu schaffen war. Mein Studium brach ich im darauffolgenden Sommer ab und wechselte zu einem Fernstudiengang. Gleichzeitig bewarb ich mich für die Sportfördergruppe der Bundeswehr und absolvierte im Herbst 2013 die Basis Grundausbildung Spitzensport in Hannover. Mit Beendigung der Grundausbildung hatte ich einen Arbeitgeber, sowie ein festes Einkommen und somit eine Finanzielle Absicherung. Die Vorbereitung für Olympia 2012 hatte reibungslos geklappt. Ich habe meinen Traum gelebt. Meine Zukunft wollte ich auf Grundlage dieser positiven Erfahrung ebenfalls voll und ganz dem Sport widmen. Die Sportförderung der Bundeswehr ermöglicht eine hundert prozentige Freistellung für die Ausübung der jeweiligen Sportart. Der Profi Karriere stand somit nichts mehr im Wege.

Persönlichkeitsentwicklung

Die folgenden drei Jahre haben maßgeblich zu meiner Persönlichkeitsentwicklung beigetragen. 2014 war das holprigste von allen. Mit einem fünften Platz bei den Europameisterschaften in Zürich konnte ich meine Ziele nicht ganz erfüllen. Im Nachhinein glaube ich, dass ich Anlauf für das Folgejahr genommen habe. Wir hatten das Trainingspensum weiter angehoben. Mittlerweile verbrachte ich fast fünf Monate im Jahr in der Höhe und absolvierte meine ersten Wochen mit knapp 200 Wochenkilometern. Zudem hatte ich mehrere kleine Erkältungen in der Vorbereitung auf die Sommersaison 2014. Ich war nie so richtig krank, habe diese Tage, an denen ich mich unwohl gefühlt habe, jedoch einfach übergangen und nicht auf mein Gefühl gehört. Ich habe weiter trainiert, statt meinem Körper die geforderte Ruhe zu gönnen. Heute weiß ich, dass weniger manchmal mehr ist. Diese Erfahrungen haben ebenfalls zur Persönlichkeitsentwicklung beigetragen. Heutzutage pausiere ich einige Tage, wenn ich krank bin.

Im Anschluss der Grundausbildung im September / Oktober 2013 habe ich meinen Freund Marc kennen gelernt. Er war damals Zugführer der Basis Grundausbildung Spitzensport. Während der Ausbildung hatten wir keinerlei privaten Kontakt. Wenn ich an meine Grundausbildung zurückdenke, habe ich immer in Erinnerung, dass ich Leutnant Schultz zwar attraktiv fand, aber dass die Grüne Uniform so abschreckend auf mich gewirkt hat, dass ich nicht gedacht hätte ihn jemals näher kennen zu lernen. Manchmal wiederfährt einem aber auch unerwartetes. Durch Zufall sind wir gegen Ende meiner Bundeswehrzeit ins Gespräch gekommen und haben den Kontakt gehalten. Seit Anfang Januar 2014 sind wir ein Paar. Jedenfalls haben wir die ersten zwei Jahre eine Fernbeziehung geführt, was nicht gerade leicht war, uns beide aber mehr denn je zusammen geschweißt hat. Da ich oft in der Welt unterwegs bin, haben wir von Anfang an damit umgehen müssen, über längere Zeit voneinander getrennt zu sein. Die gemeinsame Zeit genießen wir dafür umso mehr. Zudem erleichtert die Nutzung von What´s App und Facetime das getrennt sein heutzutage ungemein. Marc stand mir von Anfang an zur Seite. Er hat mich in meinen Sport von Beginn an unterstützt und mir nie Vorwürfe gemacht, wenn ich mal wieder zum Training musste oder in ein Trainingslager gefahren bin. Durch seine konsequente Art, hat er mich eher darin bestärkt noch besser zu werden. Von seinem strukturierten Lebensstil habe ich mir einiges abgeschaut. Während ich früher oft in den Tag hineingelebt habe, erledige ich wichtige Aufgaben heute eher mal sofort und plane meine Tage im Voraus. Das kann manchmal sehr hilfreich sein.

Der Sprung in die Weltspitze

Im Sommer 2015 stand die WM in Peking an. Es war mein bisher am professionellsten gestaltetes Sportjahr. Der Saisoneinstieg verlief wie in jedem Jahr etwas holprig. Ein paar verletzungsbedingte Probleme zwangen mich wieder mal zu einigen Tagen Laufpause. Diesmal sah ich dies jedoch als Ansporn meinen sowieso schon disziplinierten Lebensstil zu optimieren. Eine Woche mit Aquajogging und Alternativtraining, sowie eine konsequente Ernährung wirkten wunder und kurz darauf lief ich beim Diamond League Meeting in Monaco nach drei Jahren endlich eine neue Bestzeit. Die Freude über diesen Erfolg beflügelten mich während der darauffolgenden Trainingsphase in der Schweiz. Meine Vorfreude auf die WM in Peking stieg von Tag zu Tag und auch gleichermaßen wuchs auch der Traum von etwas „Unmöglichen“. Und dann kam der 26. August. Ein Rennen wie gemacht für mich. Der Beginn langsam, ich konnte einfach mitrollen. Dann kam die letzte Runde, der letzte Wassergraben, den ich perfekt erwischte. Ich traf intuitiv die richtigen Entscheidungen. Es war ein unglaublicher Fight bis zum letzten Meter und schließlich wurde ich mit Bronze belohnt – in diesem Moment ist ein Traum wahrgeworden. Ein Traum, den ich mir vorher so oft ausgemalt habe, den ich mir im Training vorgestellt habe. Ich war völlig überwältigt von meinen Gefühlen. Stolz auf mich und auch so voller Freude für meinen Trainer, der mit mir so hart für diesen Moment gearbeitet hat, für meine Eltern, die immer zu 100 Prozent hinter mir stehen und mir dieses Leben erst ermöglicht haben. Für. meinen Freund, der mich in meinem Leben jeden Tag bestärkt hat. Diese Medaille, sie war mein Durchbruch.

Im Jahr darauf (2016) folgten zwei weitere Highlights. Bei den Europameisterschaften in Amsterdam konnte ich meine erste Goldmedaille gewinnen. Im gleichen Sommer war ich bei meinen zweiten Olympischen Spielen am Start. Als Sechste erreichte ich das Ziel und war trotz Bestzeit und Deutschem Rekord ein wenig enttäuscht. Nach WM Bronze im Vorjahr hatte ich wieder von einer Medaille geträumt. Doch die Hinderniswelt boomte in 2016 und ich musste einsehen, dass der Traum von einer Olympiamedaille eben noch nicht erfüllt werden konnte. Ich bin stolz darauf in so jungen Jahren schon zwei Olympiaden erlebt zu haben. Was einst ein Traum war habe ich in Wirklichkeit verwandeln können. Doch mit jedem Jahr wächst auch der Ehrgeiz, der Wille und die Grenzen verschieben sich ins Unendliche. In Tokio möchte ich meinen Traum von Olympia fortsetzen und werde erneut um Edelmetall kämpfen.

Sport ist unvorhersehbar

Dass im Sport alles passieren kann hat mich das Jahr 2017 gelehrt. Es gibt Höhen und Tiefen in jeder sportlichen Karriere. Im Jahr 2017 musste ich im WM Finale von London einen meiner schwersten sportlichen Tiefschläge verkraften. Nach einem unverschuldeten Sturz nach 700m habe ich das Ziel leider nur als Neunte erreicht. Der Platz und die Zeit waren definitiv unter meinen Erwartungen. Ich war traurig, niedergeschlagen, enttäuscht. Es war ein harter Schlag, aber auch eine Lektion. Mein Trainer hat mir immer gesagt, dass eine sportliche Karriere nie geradlinig verläuft. Manchmal muss man Umwege nehmen um zum Ziel zu kommen. So bitter das Jahr 2017 auch war, ich habe den Sport, den Hindernislauf, die Leichtathletik noch mehr in mein Herz geschlossen. Ich bin aufgestanden, weitergelaufen, habe das Ziel erreicht, habe geweint, war traurig und am Boden zerstört, aber ich habe in diesen Momenten gemerkt was für ein geniales Team und was für eine unglaubliche Community hinter mir steht. Diese durchweg positive Resonanz nach meinem Lauf, die unzähligen Nachrichten und mein liebenswertes Team um mich herum haben mich förmlich aufgefangen und mir gezeigt, dass es immer eine neue Chance gibt und dass gewinnen nicht immer die einzige Option ist. Ich habe kämpfen gelernt, indem ich beim ISTAF in Berlin zeigen wollte was wirklich in mir steckt. Ich habe mich meinen Ängsten gestellt, meinen Deutschen Rekord noch einmal verbessert und zu meiner inneren Stärke gefunden.

Vor allem, habe ich aber mit etwas Abstand zu dem Jahr 2017 bemerkt, dass ich meinen Traum lebe. Ich bin überaus gespannt, was mich in den nächsten Jahren erwartet und wie meine Geschichte weitergehen wird…