Die Leichtathletik EM ist vorbei und auch der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu. Wer vermehrt Leichtathleten auf den Sozialen Netzwerken folgt hat sicherlich bemerkt, dass des Öfteren von Off Season oder Saisonpause gesprochen wird. Die sonst so disziplinierten und sportlichen Athleten posten auf einmal Bilder von ungesundem Essen, der ein oder anderen Party, von Reisen in ferne Länder oder im Bikini am Strand. Urlaub eben.

Eine klare Definition für die Saisonpause gibt es nicht. Das handhabt jeder Athlet etwas anders. Im Grunde kann man sagen, dass die Sommersaison der meisten Leichtathleten in der Regel im September zu Ende geht und dass im Anschluss eine etwas ruhigere Zeit bevorsteht. Manche Athleten trainieren einen Monat nicht, andere wiederum haben nur eine Woche frei. Das ist nicht nur von Disziplin zu Disziplin, sondern auch von Typ zu Typ verschieden. Ich gehöre auch in die Kategorie, welche die Füße nicht still halten kann. Über die Jahre habe ich jedoch gelernt, dass eine Pause wichtig ist und mittlerweile weiß ich wie wichtig die Zeit ohne planmäßiges Training ist. Ich sage bewusst planmäßig, denn die meisten Athleten, die sich das ganze Jahr über mehrfach am Tag sportlich betätigt, können nicht urplötzlich gar keinen Sport mehr machen. So hat man in der Saisonpause eben auch die Möglichkeit mal eine andere Sportart auszuprobieren.

Im Folgenden möchte ich euch ein bisschen mehr über die Pause vom Leistungssport erzählen. Wie sie im Detail bei mir aussieht und was der Zweck dieser Pause sein soll.

Der primäre Sinn der Pause ist, dass sich Körper und Geist von der Belastung erholen können. Es ist schwer zu sagen, welche die wichtigere Komponente ist. Persönlich glaube ich fast, dass die mentale Pause einen größeren Stellenwert hat. Ich fühle mich oft mental erschöpft und kann mich am Ende der Saison meist schlechter zum Training motivieren und es fällt mir zunehmend schwerer Diszipliniert zu sein. Aber auch für den Körper ist die Pause unheimlich wohltuend. Vor allem meine Füße leiden unter den vielen gelaufenen Kilometern. Nach zwei Wochen ohne Laufen merke ich von Tag zu Tag mehr, wie angenehm es sein kann, wenn Füße und Knöchel nicht mehr schmerzen. Das fällt mir im Jahresverlauf gar nicht so auf.

Stichwort: Zwei Wochen ohne Laufen

Das ist eigentlich meine Faustregel. Auch wenn die Off Season bei mir meist länger ist, hänge ich meine Laufschuhe meist für zwei Wochen an den Nagel. Danach beginnt ein vierwöchiges Aufbautraining mit Sechs bis Neun Trainingseinheiten pro Woche. Erst danach kehre ich zu meiner Trainingsroutine zurück.

In diesem Jahr hatte ich aufgrund meiner Krankheit nach den Europameisterschaften mehr Trainingsausfall als in den Jahren zuvor. Dennoch kann man Krankheit nicht mit Urlaub vergleichen und deswegen begann mein Urlaub am 2. September. Ab diesem Tag habe ich eine zweiwöchige Trainingspause eingelegt und keinen Sport gemacht. Da ich die ersten Neun Tage meines Urlaubs in Mexiko war fiel mir das Faul sein absolut nicht schwer. Zudem habe ich jede Mahlzeit und jedes Glas Wein unglaublich genossen und tue es immer noch. Einfach mal abschalten ist mein Motto im Urlaub. Kein Trainingsplan, kein Prinzipien im Bezug auf Ernährung, kein Wettkampfgewicht, kein Food Tracking, keine Regeln.

 

Auch jetzt zu Beginn von Woche vier meines Urlaubs sehe ich alles noch relativ locker. Langsam merke ich aber, dass mir die Struktur in meinem Alltag unwahrscheinlich fehlt. Ich liebe es wenn ich einen festen Tagesablauf habe und Routine in meiner Ernährung und meinem Training habe. Seit Woche drei meines Urlaubs trainiere ich nun wieder an Sechs von Sieben Wochentagen. Gelaufen wird aber noch nicht. Ich fahre vorwiegend Fahrrad oder Ergometer und mache zusätzlich Stabi und leichtes Krafttraining. Ich habe gemerkt, dass meine Füße in diesem Jahr etwas länger brauchen um sich zu erholen. Es tut dennoch gut seinen Körper wieder etwas zu spüren. Ich liebe einfach das Gefühl nach dem Sport.

Den zweiten Teil meines vierwöchigen Urlaubs verbringe ich in Amerika. Dort ist das tägliche Training super easy. Gerade in Kalifornien ist das Wetter traumhaft und die Menschen sind so aktiv, dass man vom Sportwahn völlig angesteckt wird. Eine Mitgliedschaft im Fitness Studio sowie das Trainieren am Strand ermöglichen mir mein tägliches Training ohne Aufwand zu absolvieren.

   

In Woche vier meines Urlaubs werde ich vermehrt unterwegs sein. Ab dann möchte ich wieder mehr Laufen. Da lobe mir den Laufsport, denn das geht überall auf der Welt. Laufschuhe und Sportkleidung habe ich überall dabei. Meinen täglichen Lauf mache ich dann dort wo es passt.

Ab der zweiten Oktoberwoche werde ich wieder in Frankfurt sein und ab diesem Zeitpunkt beginnt meine Saisonvorbereitung für 2019. Wichtig ist, dass ich mental erholt und körperlich gesund in die Vorbereitung für das nächste Jahr starten kann. 2019 muss nämlich jede Menge Ausdauer bewiesen werden. Unser Saisonhöhepunkt die Weltmeisterschaft in Doha ist nämlich erst Anfang Oktober. Zwölf Monate durchpowern benötigt viel Energie.