Die Idee zu diesem „Blog Post“ hat mir eine Teamkollegin aus der Nationalmannschaft verschafft. Als ich vor einigen Wochen die Frage in den Raum geworfen habe, welche Themen euch interessieren würden hat mir Franzi Reng (LG Telis Finanz Regensburg) die Frage gestellt, welche Bedeutung meine Heimat für mich hat und was es mir bedeutet nach Hause zu kommen. Ich fand diese Frage super interessant, habe aber im ersten Moment keine richtige Antwort darauf finden können. Nun war ich drei Wochen im Trainingslager und habe gemeinsam mit meinem Trainer die Saisonplanung gemacht. Grob Überschlagen warten bis September rund 12 Wettkämpfe in verschiedenen Nationen und noch drei weitere Trainingslager auf mich. Danach folgen drei Wochen Urlaub, den ich ebenfalls im Ausland verbringen werde. Ein zusätzliches Herbsttrainingslager ist noch in Planung.
Die Frage ob ich unter Fernweh leider lässt sich demnach schwer unterdrücken. Gewissermaßen würde ich sie mit „Ja“ beantworten. Von Kindesbeinen an sind meine Eltern mit mir verreist und haben mir die Welt gezeigt. Ich habe es geliebt zum Frankfurter Flughafen zu fahren und in ein neues Land zu fliegen. Je weiter weg, desto besser. Autofahrten hingegen mochte ich noch nie. Es ist eine Begeisterung für das Neue, die bis heute nicht aufgehört hat. Jedoch hat sich in den letzten Jahren einiges verändert. Ich bereise die verschieden Städte und Länder der Welt aufgrund meiner beruflichen Situation. Pro Saison stehen meist fünf Trainingslager an, zusätzlich kommen die Wettkämpfe, welche an den verschiedensten Orten der Welt stattfinden. Kommt ein neues Land auf meiner Liste hinzu erfreut mich neben der Leidenschaft zum Laufen, die Möglichkeit ein neues Land der Welt sehen zu können. Natürlich habe ich oft nicht die Zeit, das gesamte Land zu erkunden, sodass mir viele kulturelle Eindrücke bleiben verwehrt bleiben. Dennoch versuche ich neben meinen Wettkämpfen immer etwas aus dem bereisten Land mitzunehmen. Für mich ist es eine nicht endende Laufreise und meine Erinnerungen an die Metropolen der Welt sind mit sportlichen Eindrücken gepaart. Sport hatte schon immer eine völkerverbindende Wirkung und jedes Land hat eigene Bräuche, welche bei den internationalen Groß Ereignissen zum Vorschein kommen.
Zu Besuch im Dillenburger Stadion nach WM Bronze 2015 (links) und zu Gast in der Wilhelm von Oranien Schule, welche ich bis zur 10. Klasse besucht habe (rechts).
Doch so sehr mich die Wanderlust auch in ihren Bann gezogen hat. Nach Hause zu kommen bleibt für mich immer das schönste Gefühl der Welt. Ich bin in Deutschland groß geworden und habe die ersten 16 Jahre meines Lebens in Dillenburg (Mittelhessen) verbracht. Später bin ich nach Frankfurt ins Internat gezogen und habe nach Abschluss meines Abiturs angefangen mein eigenes Leben in der Großstadt zu leben. Wann immer ich am Frankfurter Flughafen lande erfüllt mich ein Gefühl der Freude, denn ich weiß, dass ich zu Hause bin und tausend schöne Dinge auf mich warten werden. Meist werde ich von meinem Freund Marc abgeholt und das Gefühl von jemandem in die Arme geschlossen zu werden der einen liebt ist unbeschreiblich. Nach Dillenburg zieht es mich auch immer wieder. Ich kann mir zwar kaum vorstellen, jemals wieder aufs Land zu ziehen, aber es ist eben meine Heimat und wenn ich das Haus meiner Eltern betrete muss ich erst einmal erforschen ob sich irgendetwas verändert hat. Meine Mama ist nämlich Dekorateurin und deshalb ist die Frage nach einer stilistischen Veränderung absolut gerechtfertigt. Tief im inneren fühlt es sich aber immer so an, als wäre ich niemals weg gewesen.
Während der vielen Wochen in meinen Trainingslagern ist das Gefühl der Vorfreude ein ständiger Begleiter. Oftmals ist es die Emotion, die mich während einer harten Zeit am Leben hält. Die vielen Wochen im Ausland haben nämlich auch ihre Schattenseiten. Mein Freund und meine Familie versuchen mich so oft es geht zu besuchen und meinen Wettkämpfen beizuwohnen, doch das geht natürlich nicht immer. Somit bin ich viele Wochen räumlich von Ihnen getrennt. Dank „Whats App“ und „Facetime“ ist es heutzutage erträglich. Ich kann mich noch an die ersten Jahre in Kenia erinnern, als die Internetverbindung noch rar war und man nur zwei Mal wöchentlich eine E-Mail schicken konnte. Nicht zu glauben, wie es früher gewesen sein muss als Briefe teilweise Wochenlang unterwegs waren.
Neben der Vorfreude auf meine Lieben sind es die kleinen Dinge im Leben die einem auf Reisen fehlen. Nach einem dreiwöchigen Kenia Aufenthalt kann die Vorfreude auf einen Cappuccino oder einen Einkauf in einem normalen Supermarkt gigantisch sein. Oft freue ich mich auch einfach darauf mir mein eigenes Essen zuzubereiten, einen Abend mit meinem Freund auf der Couch zu verbringen und dabei eine zweitklassige Deutsche TV Show zu gucken. Es sind unzählige Kleinigkeiten, welche ich gar nicht alle aufzählen kann und will. Ich glaube, dass jede meiner Reisen meinen Horizont etwas erweitert. Ich bin ich glücklich und stolz darauf meine zwei größten Hobbys zum Beruf gemacht zu haben. Das Reisen hat mir zudem gelehrt(Das Reisen hat mir zudem gezeigt/hat mich zudem gelehrt), dass Verzicht und Vorfreude zwei tolle Eigenschaften sind, denn beide Aspekte halten einem immer vor Augen was im Leben wirklich zählt. Ein zu Hause zu haben ist ein unglaublich hohes Gut. Doch einen Partner, eine Familie oder Freunde zu haben, die auf einen warten sind die größten Geschenke. Trotz Wanderlust wird der schönste Ort der Welt immer mein „zu Hause“ sein, der Ort an dem ich gemeinsam mit den Menschen sein kann die ich liebe.
Gemeinsam mit meinen Eltern und meinem Freund Marc in der Dillenburger Innenstadt.
Was für ein toller Blog, und tolle Bilder
Ich bin tief beeindruckt von Deiner Leistung beim 3000 Meter Hindernis Finale der WM in London . Unverschuldet zu stürzen, einen Tritt auf den Knöchel abzubekommen und nicht aufzugeben gebührt schon Respekt, aber das Feld von hinten auf zu holen, nicht aufzugeben auch wenn man weiß, nicht mehr gewinnen zu können auch wenn man sich mehr erhofft hat, wirklich Hochachtung. Im Nachhinein wirst du stolz auf Deine Leistung sein. Hoffentlich.
Herzlichen Dank für die aufbauenden Worte. Es freut mich wirklich zu hören.
Viele Grüße,
Gesa